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Interview: Eine deutsche Perspektive auf die Forschungsethik in der Kommunikationswissenschaft

In der 25. Ausgabe (September 2022) der „Revue Francaise des Sciences de l’information et de la commuication“ (RFSIC), die sich mit Fragen der Ethik in digitalen Kontexten aus der Sicht der Informations- und Kommunikationswissenschaft beschäftigt, wurde ein Interview mit Lars Rinsdorf, Professor für Journalistik an der TH Köln, veröffentlicht. Rinsdorf berichtet darin von seinen Einschätzungen und Erfahrungen mit Forschungsethik und ihrer Entwicklung in der deutschen Kommunikations- und Medienwissenschaft.

Lars Rinsdorf war von 2010 bis 2022 Mitglied im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) und von 2018 bis 2022 deren Vorsitzender. Während seiner Tätigkeit im Vorstand konnte er vor allem einen Wandel von einem eher engen Verständnis von Forschungsethik hin zu einer breiteren Auslegung beobachten. Früher sei Forschungsethik allein auf gute wissenschaftliche Praxis, Forschungsdesigns und die ordnungsgemäße Durchführung von Forschung beschränkt gewesen. Im breiteren Verständnis von Forschungsethik werden auch internationale Debatten zu diesem Thema einbezogen. Die Leitfragen lauten dabei: Wie können Forscher*innen die Position der Menschen, die an Forschung teilnehmen, stärken und sie eher als Partner*innen denn als Teilnehmer*innen wahrnehmen? Inwieweit müssen Forscher*innen die gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Forschung berücksichtigen? Und ist das Arbeitsumfeld, in dem Projekte durchgeführt werden, auch ein Thema der Forschungsethik? Im Zuge dieses Wandels wurde auch der Ethikkodex der DGPuK 2015 angepasst.

Für den Arbeitsalltag in der Wissenschaft nennt Rinsdorf allgemein nützliche Maßnahmen in Bezug auf Forschungsethik: Eine Denkweise beizubehalten, die Ethik als einen Kernbestandteil der Forschung und nicht nur als Zusatz betrachtet. Hierzu kann auch ein anzustrebender Wissensaustausch über Forschungsethik zwischen Wissenschaftler*innen  über unterschiedliche Statusgruppen hinweg fruchtbar sein. Zudem sei es wichtig, den Ethikkodex der DGPuK an aktuelle Trends anzupassen, um allen Wissenschaftler*innen einen angemessenen Leitfaden für ihre eigene Praxis an die Hand zu geben.

Quelle: Carsten Wilhelm, « A German Perspective on Research Ethics in Communication Studies. Interview with Lars Rinsdorf », Revue française des sciences de l’information et de la communication [En ligne], 25 | 2022, mis en ligne le 01 septembre 2022, consulté le 31 octobre 2022. URL: http://journals.openedition.org/rfsic/13198; DOI: https://doi.org/10.4000/rfsic.13198

Lars Rinsdorf